Zusammenfassung:Markus Lang ist Partner beim österreichischen Frühphaseninvestor Speedinvest und Board-Member des No
Markus Lang ist Partner beim österreichischen Frühphaseninvestor Speedinvest und Board-Member des Non-Profit-Vereins Invest Austria.
Im September 2024 stellte der deutsche Startup-Verband unter Führung von Verena Pausder die“„ „Innovationsagenda 2030” vor. Auf 150 Seiten stehen verschiedene Forderungen und Aufgaben für die Politik, die dazu führen sollen, den Gründerstandort Deutschland zu stärken. Ein Ziel ist es, dass in Deutschland bis 2030 ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in Wachstumskapital investiert wird. Dreimal so viel, wie aktuell in die Anlageklasse fließt. Im Vergleich, der EU-Durchschnitt der Private-Equity- und Venture-Capital-Investitionen lag 2023 bei 0,46 Prozent. Das hat eine umfangreiche Recherche des weltweit größten Verbands privater Kapitalgeber, Invest-Europe, ergeben. Auch Deutschlands Nachbarland, Österreich, liegt mit 0,36 Prozent des BIP unter dem EU-Durchschnitt. Hinzukommt, dass das Finanzierungsvolumen in Österreich dieses Jahr um knapp ein Fünftel gesunken ist und österreichische Startups in der Wachstumsphase hauptsächlich von ausländischen Investoren finanziert werden, wie aus dem EY-Startup-Monitor hervorgeht.
Um diesem Trend entgegenzuwirken und Österreich zum Zentrum für Innovation, wirtschaftliches Wachstum und Unternehmertum zu verhelfen, haben Interessenvertreter konkrete Maßnahmen in der „Vision 2030 erarbeitet. Ähnlich wie die deutsche Innovationsagenda. Eine konkrete Maßnahme ist der staatliche Dachfonds. Zu den Verfassern gehört unter anderem der Non-Profit-Verein Invest Austria, Österreichs führendes Netzwerk für Privatmarkt-Investoren. Im Vorstand des Netzwerkes sitzt auch Markus Lang, Partner beim österreichischen Frühphasen-VC Speedinvest.
Im Gespräch mit Gründerszene erklärt Lang, was hinter dem österreichischen Dachfonds steckt, was die größten Herausforderungen im Land sind und welche Visionen er für den Gründerstandort Österreich hat.
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Herausforderungen für den Gründerstandort Österreich
Im Grunde genommen geht es um zwei zentrale Themen, so Lang. Den Zugang zu Talenten und den Zugang zu Kapital. Lang guckt positiv auf den Gründerstandort Österreich, wenn es um den Zugang zu Talenten geht. „Im Vergleich zu vor zehn Jahren hat sich echt was getan in unserem Ökosystem. 2011 und 2012 gab es nur eine kleine Community. Und heute haben wir zahlreiche super erfolgreiche Startups von Fintech, über Consumer, bis Deep-Tech und AI, so der Speedinvest-Partner. Man habe vereinfachte Rahmenbedingungen für Mitarbeiterbeteiligungen geschaffen und den Zuzug von qualifizierten Arbeitskräften erleichtert.
Wir haben eine gut ausgebaute Frühphase, aber dann ist Schicht im Schacht.
Markus Lang
Speedinvest-Partner, Board-Member bei Invest Austria
Die Herausforderung liege im Zugang zu Kapital, sagt Lang. Laut EY Startup Barometer sind 2024 im ersten Halbjahr 300 Millionen Euro Risikokapital in österreichische Startups geflossen. Das sind fast 20 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum und fast 70 Prozent weniger als 2022. Der Rückgang ist zurückzuführen auf deutlich weniger kleine Deals, bis zu einer Million Euro Finanzierungsvolumen. Und diese kleinen Frühphasendeals sind das, was das österreichische Ökosystem ausmacht.
„Wir haben eine gut ausgebaute Frühphase, aber dann ist Schicht im Schacht. Das muss man einfach so deutlich sagen“, so Markus. Um diese Lücke in den Wachstumsfinanzierungen zu schließen, fordere Invest Austria den österreichischen Dachfonds. Es sei an der Zeit, dass Österreich ein paar mutige Schritte mache, um Wachstumskapital zu mobilisieren, so Lang. „Wir haben in Österreich viele kleine, junge Fonds. Du kannst nicht direkt als ersten Fonds 500 Millionen Euro raisen. Das kommt mit den nächsten Fonds-Generationen. Und aus einer Fonds-Modell-Perspektive kannst du keinen 20-Millionen-Euro-Growth-Fonds aufsetzen, weil du große Tickets brauchst in der Wachstumsphase”, beschreibt er die österreichische Risikokapital-Landschaft.
Startup-Hub Wien
Andere europäische Länder haben bereits staatliche Dachfonds. Frankreich, Dänemark und Deutschland gelten als Vorbild für Lang und seine Kollegen. „Wir wollen mit Invest Austria und dem österreichischen Dachfonds das machen, was in Deutschland und in vielen anderen europäischen Ländern schon gemacht wurde und teilweise schon große Erfolge zeigt“, sagt er. Vor allem in Frankreich würde man den Erfolg von Maßnahmen zur Stärkung des Gründerstandorts sehen können. „In Frankreich hat man selektiv die Gesetzeslage geändert, um Talente im Land zu halten. Man hat die Unis besser ausgestattet, man hat Kollaborationen zwischen Gründern, Investoren, Unis und Unternehmen gefördert und incentiviert. Und ja, man hat auch etwas Kapital investiert”, so Lang. Durch Bpifrance, Frankreichs staatliche Investitionsbank, habe die französische Regierung Anreize geschaffen, im Land zu investieren. Nicht einmal zehn Jahre später hätte sich dieses Investment für den französischen Staat nicht nur indirekt ausgezahlt, durch mehr Arbeitsplätze, sondern auch finanziell.
Ländervergleich
Das müsst ihr über Österreich als Startup-Land wissen
Obwohl Österreich im europäischen Vergleich recht klein ist, sieht Lang großes Potenzial in dem Land als Gründerstandort. „Speedinvest verwaltet jetzt 1,2 Milliarden Euro und ein gar nicht so kleiner Teil davon ist aus Österreich, sagt der VC-Partner. Zu den Hoffnungsträgern der österreichischen Startup-Szene gehören seiner Meinung nach das KI-Startup Magic, in welches der Ex-Google-CEO Eric Schmidt investiert hat, das von Carsten Maschmeyer unterstützte KI-Liefermonitoring-Startup Prewave und das Proptech Planradar. Zu den Wachstumsunternehmen, die schon tausende Jobs in Österreich geschaffen haben, gehören die Plattform für Second-Hand-Elektronik Refurbed, die digitale Investmentplattform Bitpanda, das Edtech-Unicorn Gostudent und das Brausetabletten-Startup Waterdrop.
Dafür sind wir als Standort zu klein und das wäre auch engstirnig.
Markus Lang
Speedinvest-Partner, Board-Member bei Invest Austria
Auffällig dabei ist, dass alle diese Startups in Wien sitzen. Die österreichische Hauptstadt gilt als alleiniger Startup-Hub in dem Land. Die Konzentration ist dabei deutlich stärker als in Deutschland. Im ersten Halbjahr 2024 flossen mit 1,1 Milliarden Euro etwa 31 Prozent des Gesamtfinanzierungs-Volumens in Berliner Jungunternehmen. Wiener Startups holten sich im Vergleich 62 Prozent der Investitionen. Doch Lang denkt weiter als Wien. „Ich glaube, es macht Sinn, Unis, den Kapitalmarkt, Investoren und die Startup-Szene enger zu verzahnen. Da gibt es ja auch europaweit großartige Beispiele, so der Speedinvest-Partner.
Europäisch denken
Bis jetzt ist der österreichische Dachfonds nur eine Vision. Invest Austria habe die letzten Monate genutzt, um mit allen politischen Parteien und Interessenvertretungen Gespräche zu führen. Das Feedback sei „sehr positiv“ gewesen, so Lang. „Ich glaube, alle politischen Parteien haben verstanden, dass Wirtschaftswachstum eine Kernpriorität ist. Und ein solches Vehikel könnte dabei helfen”, sagt er. Dabei soll der Dachfonds nicht als Förderprogramm gelten. Sondern als Investition in die Zukunft des Gründerstandorts Österreich. „Und es gibt genügend Beispiele dafür, dass es ein gutes Investment ist, das für die Staaten schon nach wenigen Jahren tolle Renditen abwirft, sagt der Investor.
In wie viele Fonds der Dachfonds investieren soll, wie die Investmentkriterien aussehen und welche Rahmenbedingungen gelten, stehe noch nicht fest. Lang gehe davon aus, dass „einige 100 Millionen Euro“ eine gute Zielgröße seien. Wichtig sei allerdings, dass es sich bei dem Dachfonds um eine Kooperation zwischen Staat und Privatwirtschaft handle, so Lang. Wenn Österreich wolle, dass österreichische und vielleicht auch internationale Unternehmen sich beteiligen, dann müsse der Staat eine gewisse Vorreiter-Rolle übernehmen. Was für den Speedinvest-Partner auf jeden Fall feststeht, ist, dass es ein europäisches und kein nationales Thema ist. „Man muss das europäisch denken. Ich glaube als kleines Land wie Österreich ist es total gefährlich, wenn man nur in österreichische Fondsmanager investieren würde. Dafür sind wir als Standort zu klein und das wäre auch engstirnig”, erklärt Lang.
Gemeinsames Movement
Wenn er an die erfolgreichsten und größten österreichischen Unternehmen in zehn bis 15 Jahren denke, sehe er da die Startups von heute. „Es gibt absolut keinen Grund, warum das bei uns anders sein sollte als in den USA, wo die meisten der zehn größten Unternehmen Venture-Capital-finanzierte Ex-Startups sind“, so Lang. Deshalb müsse jetzt gehandelt werden, um die Finanzierungslücke für das Wachstum dieser zukünftigen „Leitbetriebe” zu schließen. Staatliche Investitionen in Digitalisierung, Startups und Innovation seien dafür unerlässlich und würden sich auszahlen. „Als nächsten Schritt brauchen wir ein gemeinsames Movement. Die wesentliche Frage der Innovation am Kapitalmarkt insgesamt muss gelöst werden, erklärt Lang.