Zusammenfassung:Das Logo des Automobilherstellers Porsche picture alliance/dpa | Matthias BalkWie aus einer am Samst
Das Logo des Automobilherstellers Porsche
Wie aus einer am Samstagabend versendeten Pflichtmitteilung hervorgeht, plant Autobauer Porsche sich gleich von zwei Vorständen trennen zu wollen.
Demnach wurde der Aufsichtsratsvorsitzende damit beauftragt, mit den Betroffenen Gespräche über ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Vorstand zu führen.
Es handelt sich dabei um den Vorstandsvize Lutz Meschke sowie Detlev von Platen, Vorstand für Vertrieb und Marketing.
Wie aus einer am Samstagabend versendeten Pflichtmitteilung für die Börse hervorgeht, plant Autobauer Porsche sich gleich von zwei Vorständen trennen zu wollen.
Demnach wurde der Aufsichtsratsvorsitzende damit beauftragt, Gespräche mit Vorstandsvize Lutz Meschke, verantwortlich für Finanzen und IT, sowie Detlev von Platen, Vorstand für Vertrieb und Marketing, „über ein einvernehmliches vorzeitiges Ausscheiden aus dem Vorstand“ zu führen. Die „Bild” berichtete zuerst darüber.
Eine Begründung für den geplanten Schritt wurde in der Mitteilung nicht genannt. Eine Sprecherin des Autobauers wollte ebenfalls keine Details nennen.
Doch warum sollen die beiden Vorstände gehen?
Verhältnis zwischen Meschke und Blume soll schon länger angespannt sein
Hintergrund für die geplante Vertragsauflösung beim Finanzvorstand sind demnach laut „Bild angebliche Ambitionen Meschkes auf den Vorstandsvorsitz bei Porsche. Das Verhältnis zwischen dem 58-Jährigen und Vorstandschef Oliver Blume scheint schon länger angespannt zu sein. Vor allem seit Blume zugleich Chef bei Europas größtem Autobauer Volkswagen ist.
Nun soll der Finanzvorstand nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen wohl auch den Rückhalt der beiden Eigentümer-Familien Porsche und Piëch verloren haben. Meschke ist seit 2009 Mitglied des Vorstands. 2015 wurde der Betriebswirt zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt. Zugleich ist er Vorstand der Porsche Automobil Holding SE mit Zuständigkeit für das Beteiligungsmanagement.
Die Porsche SE hat die Stimmrechtsmehrheit am Volkswagen-Konzern und ist auch am Sportwagenbauer Porsche AG unmittelbar beteiligt. Ein Sprecher der Porsche SE wollte die Vorgänge bei dem Sportwagenbauer und mögliche Auswirkungen auf die Beteiligungsgesellschaft nicht kommentieren.
Porsche hat mit schwachem Aktienkurs und sinkenden Absatzzahlen zu kämpfen
Der 61 Jahre alte Vertriebschef von Platen ist seit 2015 Vorstandsmitglied. Er stand schon länger wegen des China-Geschäfts unter Druck. Der Sportwagenbauer, der mehrheitlich zum VW-Konzern gehört, hatte im vergangenen Jahr weniger Autos verkauft als 2023. Die weltweiten Auslieferungen sanken um drei Prozent auf rund 310.700 Fahrzeuge. In China gab es den Angaben zufolge ein kräftiges Minus von 28 Prozent.
In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres sank der Umsatz um 5,2 Prozent auf 28,56 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis brach um 26,7 Prozent auf 4,04 Milliarden Euro ein. Die operative Umsatzrendite betrug lediglich 14,1 Prozent. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 18,3 Prozent gewesen.
Im Sommer musste Porsche wegen Überschwemmungsschäden bei einem Zulieferer von Aluminium überraschend seine Prognose für 2024 senken und erwartet seither 14 bis 15 Prozent Marge. Zuvor lag der Zielkorridor bei 15 bis 17 Prozent. Der Konzern hatte sich für das Jahr 2024 bereits zurückhaltende Ziele gesetzt – unter anderem wegen mehrerer Modellwechsel, die zu Beginn hohe Kosten verursachen.
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Experte: Ablösungen zeigen schwierige Lage der Autoindustrie
Aus Sicht des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer ist die geplante Ablösung der beiden Top-Manager im Vorstand von Porsche ein Zeichen für die schwierige Lage der deutschen Autoindustrie. Hauptproblem sei China. „Die jungen chinesischen Autobauer sind extrem harte Wettbewerber geworden und schnappen den deutschen Premiummarken die Kunden weg, sagte der Direktor des privaten Bochumer Instituts Center Automotive Research (CAR).
Auch werde es auf dem US-Markt für Porsche schwerer, so Dudenhöffer. Außerdem habe Porsche stark in Elektroautos investiert, die in Europa nur schwer Kunden fänden. «Es sieht nach einer langen Durststrecke in der Autoindustrie aus, und am Ende der Durststrecke wird man die Autoindustrie in Deutschland deutlich kleiner sehen», prognostizierte der Autoexperte.