Zusammenfassung:Finanzfluss / Collage: Dominik SchmittWer seinen Renten-Break-Even berechnen will, muss zunächst wis
Wer seinen Renten-Break-Even berechnen will, muss zunächst wissen, was auf der Haben- und was auf der Sollseite steht.
Wie viele Jahre jemand Rente beziehen muss, um seine eingezahlten Beiträge wieder herauszubekommen, lässt sich ziemlich exakt bestimmen – zumindest unter vereinfachten Annahmen.
Wenn Du diese Summe selbst nachvollziehen möchtest, kannst Du Deine eigene Rente über den Finanzfluss-Rentenrechner ausrechnen.
Kaum jemand beschäftigt sich gern damit, aber irgendwann kommt sie doch – die Frage, ob sich all die Jahre des Einzahlens in die gesetzliche Rentenversicherung finanziell überhaupt gelohnt haben. Immerhin wandern jeden Monat erhebliche Summen vom Bruttolohn in das Umlagesystem. Aber wann bekommt man mehr zurück, als man eingezahlt hat? Oder anders ausgedrückt: Ab welchem Alter beginnt der „Profit mit der Rente?
Was zählt zu den Einzahlungen – und was fließt später zurück?
Wer den Renten-Break-Even berechnen will, muss zunächst wissen, was auf der Haben- und was auf der Sollseite steht. Zur Sollseite gehört die Summe aller Beiträge, die über das Erwerbsleben in die Rentenkasse geflossen sind. Dabei zählt nicht nur der Arbeitnehmeranteil, sondern auch der des Arbeitgebers.
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Zur Veranschaulichung: Wer mit dem 27. Lebensjahr ins Berufsleben startet, ein Anfangsgehalt von 30.000 Euro brutto hat, das sich jährlich um drei Prozent erhöht, und im Alter von 67 Jahren in den Ruhestand geht, zahlt über sein Erwerbsleben insgesamt 420.739 Euro in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Den Betrag teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer je zur Hälfte.
Auf der Habenseite steht die monatliche, lebenslange Rente. Der Betrag hängt von der individuellen Erwerbsbiografie ab, insbesondere von den angesammelten Entgeltpunkten. Die heute 27-jährige Person käme zum Renteneintritt auf eine monatliche Bruttorente von 2.580 Euro. Wir sind in der Rechnung davon ausgegangen, dass die Rente jährlich um 2 Prozent angepasst wird – eine Annahme, die man auch pessimistischer sehen könnte.
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Diese Bruttorente klingt zunächst nach viel, lässt aber einen wichtigen Umstand außer Acht – die Inflation. Über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten und einer prognostizierten Teuerungsrate von zwei Prozent schmelzen die einstigen 2.580 Euro kaufkraftbereinigt auf 1.785 Euro dahin. Dabei bleibt es aber leider nicht. Von der Bruttorente gehen nämlich noch Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie – je nach Einkommen – Steuern ab.
Wenn Du diese Summe selbst nachvollziehen möchtest, kannst Du Deine eigene Rente über unseren Rentenrechner ausrechnen.
Wann ist der Break-even erreicht?
Wie viele Jahre jemand Rente beziehen muss, um seine eingezahlten Beiträge wieder herauszubekommen, lässt sich ziemlich exakt bestimmen – zumindest unter vereinfachten Annahmen.
Nehmen wir also die oben errechneten 420.739 Euro an eingezahlten Beiträgen und stellen dem die Bruttorente von 2.580 Euro pro Monat gegenüber. Pro Jahr fließen dann 30.960 Euro zurück. Teilt man die ursprünglichen Einzahlungen durch diesen Betrag und geht weiterhin von einer Steigerung um 2 Prozent pro Jahr aus, ergibt sich ein Break-even nach rund 13 Jahren. Sollte die Person mit 67 Jahren in Rente gehen, muss sie ungefähr 79 Jahre alt werden, um mehr aus der Rentenkasse erhalten zu haben, als sie (inklusive Arbeitgeberanteil) eingezahlt hat. Alles, was darüber hinausgeht, ist rein rechnerisch sein „Profit.
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Ziehen wir noch die Steuer ab und gehen davon aus, dass die Person keine weiteren Einkünfte hat (Entnahmen aus dem Aktienportfolio zählen nicht dazu), würde die Person nach etwa 15 Jahren Rentenbezug in der Gewinnzone landen oder im Alter von 81 Jahren.
Interessant ist aber auch folgender Vergleich. Würde man denselben Betrag von 420.739 Euro selbst ansparen und ab dem 67. Lebensjahr jährlich in gleich hohen Raten von 18.000 Euro entnehmen, wäre das Kapital im Alter von 79 Jahren aufgebraucht – vorausgesetzt, es gäbe keine Zinsen oder Verluste. Mit anderen Worten heißt das: Die gesetzliche Rente kann wie eine lebenslange Entnahme aus einem unsichtbaren Kapitalstock gesehen werden – nur mit dem Unterschied, dass dieser Kapitalstock auch bei sehr langer Lebensdauer nicht aufgebraucht wird.
Natürlich hinkt dieser Vergleich in gewisser Weise: Das Rentensystem ist ein umlagefinanziert und dieser „unsichtbare Kapitalstock sind Beitragszahler, die durch den demografischen Wandel zunehmend weniger werden. Aber in diesem Artikel geht es uns einzig und allein um die Frage, ab wann sich die gesetzliche Rente rein finanziell lohnen könnte.
Vergleich mit einem ETF-Sparplan
In unserer Beispielrechnung werden insgesamt 420.739 Euro in die gesetzliche Rentenversicherung einbezahlt. Das ist eine ordentliche Summe, keine Frage. Welchen Endbetrag erhält man allerdings, wenn das Geld über all die Jahre verzinst würde, beispielsweise in einem ETF-Sparplan?
Unterstellt man einen Zinssatz von sechs Prozent pro Jahr, eine monatlich gleichbleibende Sparrate von 877 Euro sowie eine Laufzeit von 40 Jahren, resultieren daraus über 1,7 Mio. Euro. Diese Rechnung könnt ihr in unserem Sparrechner nachvollziehen. Die Sparrate erscheint ziemlich hoch und eine solche Summe können vermutlich nur die wenigsten Normalverdiener aufbringen. Aber die entspricht in Summe den Einzahlungen in die Rentenversicherung aus dem vorherigen Beispiel – bestehend aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil. Der weitaus größte Teil davon, nämlich über 1,3 Millionen Euro, entfällt auf Zinsen und unterstreicht damit einmal mehr die Kraft des Zinseszinseffekts. Ein kapitalgedecktes Rentensystem könnte also zu deutlich höheren Renten führen oder andersrum deutlich niedrigere Rentenbeiträge ermöglichen.
Das ist die Rendite der gesetzlichen Rente
Stellt sich zuletzt die Frage: Welche Rendite würde die gesetzliche Rente eigentlich abwerfen, wenn man sie mit einer Investition am Kapitalmarkt vergleicht? Um die Rendite zu berechnen, nutzen wir die Methode des internen Zinsfußes. Diese berücksichtigt die tatsächlich stattgefundenen Ein- und Auszahlungen. Wie hoch die Rendite ist, hängt davon ab, wie viele Jahre Rentenbezug Du betrachtest.
Zum Renteneintritt bist Du zunächst tief in der Verlustzone, denn es wurden ausschließlich Beiträge eingezahlt. Jahr für Jahr wird dieser Verlust mit jeder Rentenzahlung kleiner, bis der Zeitpunkt erreicht ist, an dem die Summe der Auszahlungen die Einzahlungen übersteigt. In unserem Beispiel ist das nach 79 Jahren, hier liegt die Rendite also bei null und steigt anschließend Jahr für Jahr. In unserem Beispiel ergibt sich folgendes Bild: Wer 86 Jahre alt wird, landet unterm Strich bei einer jährlichen Rendite von etwa 2,1 Prozent. Bei einem Lebensalter von 90 Jahren steigt sie auf 2,7 Prozent, und wer 100 Jahre alt wird, auf 3,6 Prozent pro Jahr.
Im Vergleich zu einem ETF-Sparplan mit historischen Renditen von um die 7 Prozent pro Jahr. Allerdings ist der Vergleich nicht ganz fair: Die Rentenversicherung bietet eine lebenslange Zahlung ohne Langlebigkeitsrisiko und ist keine Investition im klassischen Sinne.