Zusammenfassung:Das Steinkohlekraftwerk im bayerischen Zolling stellte im März den regulären Betrieb ein, bleibt abe
Das Steinkohlekraftwerk im bayerischen Zolling stellte im März den regulären Betrieb ein, bleibt aber bis 2031 in der Netzreserve.
Union und SPD wollen wieder mehr Kohle-Strom nutzen, um die Energiepreise zu senken.
Kohlekraftwerke aus der Reserve, sollen künftig nicht nur bei Versorgungsengpässen, sondern auch zur Stabilisierung der Preise wieder ans Netz gehen.
Kann der Plan die Strompreise wirklich spürbar und nachhaltig senken? Wir haben eine Expertin für den Strommarkt gefragt.
Union und SPD wollen die deutsche Wirtschaft stärken. Ein Hebel sollen niedrigere Energiepreise sein, vor allem für Strom. Der Industriestrompreis solle „um mindestens fünf Cent je Kilowattstunde“ sinken. So steht es im Sondierungspapier für die künftige Koalition. Neben weniger Steuern und Netzentgelten soll dabei eine Erhöhung des Energieangebotes helfen – auch mit mehr Strom aus stillgelegten, in die Reserve verschobenen Kohle-Kraftwerken. Wörtlich heißt es: „Dazu sollen künftig Reservekraftwerke nicht nur zur Vermeidung von Versorgungsengpässen, sondern auch zur Stabilisierung des Strompreises zu Einsatz kommen”. Was bringt das?
Das haben wir Helen Senior gefragt. Sie ist Expertin für den europäischen Strommarkt bei der Preisagentur Argus Media. Ihr Fazit lautet, „ja, aber“. Senior hält zwar Kosteneinsparungen bei der Stromerzeugung für möglich. Der Preiseffekt dürfte aber nur gering sein und auch nur von kurzer Dauern. „Die Rücknahme von Kohlekraftwerken aus der Netzreserve würde die Strompreise wahrscheinlich nicht wesentlich senken – vor allem nicht im weiteren Verlauf des Jahrzehnts”, sagt sie. Hier sind ihre Gründe.
Auf dem Pfad für den Ausstieg aus der Kohle-Verstromung hatte Deutschland allein im vergangenen Jahr Steinkohle- und Braunkohlekraftwerke mit einer Kapazität von 8,5 Gigawatt stillgelegt. Ein großer Teil davon wurde in die Netzreserve verlagert. Diese Kraftwerke bleiben zwar betriebsbereit, stehen bisher aber nur zur Sicherung der Netzstabilität zur Verfügung, nicht aber zur Preissenkung. Das Ziel des Klimaschutzes wird höher gewichtet.
„Diese Kraftwerke wieder auf den Markt zu bringen, könnte kurzfristig Wirkung zeigen, sagt Senior. Denn aktuell sei der Betrieb von Kohlekraftwerken günstiger als von Gaskraftwerken. Der Strompreis wird nach dem so genannten Merit-Order-Verfahren durch das teuerste Kraftwerk, das zur Deckung der Nachfrage benötigt wird bestimmt. Gingen zusätzliche Kohlekraftwerke ans Netz, würden die teuersten Gaskraftwerke nicht mehr wie bisher benötigt. Der Strom würde günstiger.
„Konkret war der Betrieb von Steinkohlekraftwerken mit Standardwirkungsgrad seit Anfang 2025 im Durchschnitt pro Megawattstunde um 17,42 Euro günstiger als bei Gaskraftwerken. Kraftwerke mit Braunkohle waren noch einmal um rund sieben Euro günstiger als Steinkohlekraftwerke. Dieser Preisvorteil werde aber von Jahr zu Jahr kleiner, weil die Kosten für CO2-Emissionszertifikate bei Strom aus Kohle stärker zu Buche schlagen als bei Gas.
Zur Größenordnung: Für Verbraucher kostet eine Kilowattstunde Strom im Durchschnitt laut Verivox aktuell rund 28 Cent. Eine Megawattstunde kostete also 280 Euro. Ein Kostenvorteil von 17 Euro entspricht also rund sechs Prozent. Mögliche seien aber schwer zu benennen. Denn die Strompreise unterscheiden sich stark nach Verbrauchern, Regionen und auch Abnahmemengen. Kunden in der Industrie zahlen im Mittel rund 17 Cent.