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Immer mehr Kunden setzen auf Discounter – wie hier Aldi Nord.
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Wegen Inflation und Kaufkraftverlust ist im Lebensmittelhandel der Preis wieder zum zentralen Kaufkriterium geworden. Aldi, Lidl, Netto und Co. profitieren und kommen zusammen auf fast 47 Prozent Marktanteil. Doch nicht alle Billig-Versprechungen scheinen seriös.
Die Deutschen sparen bei den Lebensmitteln. „Preisbewusstes Einkaufen“ lautet denn auch der Titel der jüngsten Branchenauswertung des Handelsforschungsinstituts EHI. „Die Umsatzanalysen zeigen Verschiebungen”, sagt Marco Atzberger, Mitglied der Geschäftsleitung des EHI. Profiteure sind die Discounter.
Bei fast 47 Prozent liegt mittlerweile der Marktanteil von Aldi, Lidl, Netto und Co. 97,7 der insgesamt 209,7 Milliarden Euro Umsatz für 2024 im deutschen Lebensmittelhandel entfallen auf die Handelsketten mit dem Günstig-Image, zeigen EHI-Daten. Dabei sind die Sortimente von Supermärkten wie Edeka und Rewe sowie SB-Warenhäusern wie Kaufland oder Globus wesentlich umfangreicher. Während ein Discounter im Schnitt zwischen 2000 und 3500 verschiedene Produkte führt, sind es in Supermärkten bis zu 15.000 Artikel.
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Das große Sortiment ist aber offenbar nicht entscheidend: 15.976 Discounter-Filialen stehen laut EHI 20.589 anderen Lebensmittelmärkten über alle restlichen Kategorien hinweg gegenüber. Und die Verteilung ist konstant. Expansion findet hierzulande kaum noch statt, heißt es im Report.
Darum liegen Discounter vorne
Dass Discounter trotzdem dominieren, liegt auch an der grundsätzlichen Sparneigung der Verbraucher. So planen private Haushalte nur rund 14 Prozent der gesamten Konsumausgaben für Nahrungsmittel und Getränke ein. In den 1970er- und 1980er-Jahren waren es noch 20 und sogar 25 Prozent.
Auch im Corona-Jahr 2020 lag der Anteil mit 15,3 Prozent höher. Weil Verbraucher nicht in den Urlaub fahren oder ins Restaurant gehen konnten, investierten sie einen Teil des freigewordenen Geldes in höherwertige Lebensmittel.
Hinzu kommt aktuell die schlechte Konsumstimmung. Experte Atzberger macht dafür politische Unsicherheiten und Kriege verantwortlich, in deren Folge sich das Angebot merklich verteuert hat. Tatsächlich haben Hersteller und Händler Kostensteigerungen bei etwa Rohstoffen, Energie, Personal und Logistik nach und nach an die Kunden weitergegeben.
Laut der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kosten Lebensmittel derzeit 30 Prozent mehr als 2021. Die Konsumenten haben reagiert, indem sie weniger einkaufen und auf günstigere Produkte umschwenken.
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Der Discount hat sich zuletzt entsprechend aggressiv als Preisbrecher positioniert, allen voran Aldi und Lidl. Letzterer etwa versprach die „größte Preissenkung aller Zeiten, gut 500 Artikel gebe es dauerhaft billiger.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat das Unternehmen der Schwarz-Gruppe jüngst verklagt – weil es keine nachvollziehbaren Belege für die konkrete Anzahl und die tatsächliche Dauer der Preissenkungen gebe und die Werbung damit irreführend sei.
Dass Lidl die Preisaktion zuvor als „gesellschaftliche Aufgabe und Auftrag bezeichnet hat, lässt Robert Kecskes schmunzeln. Der Handelsexperte des Marktforschers YouGov sieht andere Motive: „Die Preiskämpfe im Discount sind Ausdruck eines strategischen Wettbewerbs um preissensible Konsumenten. So sollen Kunden in die Läden gelockt werden.
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Immerhin sei der Preis quer durch alle Altersklassen das entscheidende Kriterium. Beim Einkaufserlebnis wiederum klaffen die Wünsche junger und älterer Kunden weit auseinander, was etwa die Erwartungen an Sortiment und Service angeht, wie eine aktuelle YouGov-Umfrage zeigt.
So steht für die Generation Z das Thema Effizienz im Vordergrund, etwa durch schnellere Kassiervorgänge und Self-Scanning-Kassen. Ältere Einkäufer schätzen besonders die Orientierung und Übersichtlichkeit im Markt.