Zusammenfassung:Michael Neumann von Dr. Klein ist Experte für Baukredite.Dr. KleinDie Baufinanzierungszinsen verharr
Die Baufinanzierungszinsen verharren weiter in ihrer Seitwärtsbewegung. Vor der nächsten EZB-Sitzung am 18. Juli kündigt sich keine Wende an.
Im Gegenteil: Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, erwartet eine Zinspause bei der Sitzung.
Der Experte prognostiziert, dass die Seitwärtsbewegung der Baufinanzierungszinsen in den kommenden Monaten in einem engen Korridor fortgesetzt wird. Seiner Einschätzung nach ist jetzt der beste Zeitpunkt für einen Kauf.
Kurz vor der nächsten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 18. Juli 2024 ist es ruhig am Markt: Die Baufinanzierungszinsen verharren weiter in ihrer Seitwärtsbewegung. Die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen sind nach einem kurzen Auf rasch wieder auf bekanntes Niveau zurückgekehrt. Und auch der EZB-Leitzins bleibt im Juli aller Voraussicht nach unverändert. Aber was ist mit der Baufinanzierung?
Es scheint, als befänden sich die Zinsen in der Sommerpause. Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, schaut sich die aktuelle Lage aber mal genauer an. So wagt der Chef des Finanzvertriebs, der vor allem auf Baufinanzierung spezialisiert ist, in einer veröffentlichten Analyse des Unternehmens, einen kleinen Exkurs in die Politik.
Experte prognostiziert Folgen für Baufinanzierung
Als Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nach der Europawahl die Auflösung der französischenNationalversammlung ankündigte und Neuwahlen ansetzte, sei dies ein Paukenschlag gewesen, der weithin Resonanz erzeuge. Laut Neumann sorge Macrons Entscheidung nicht nur auf dem politischen Parkett für Unruhe – sondern auch auf den Finanzmärkten. Dort nämlich führe die Sorge vor einem Rechtsruck des Landes dazu, dass Anleger französische Anleihen verkaufen und dafür in deutsche Bundesanleihen investieren.
Politische Effekte sind mit Blick auf die Zinsentwicklung meist von kurzer Dauer
Folglich stiegen deren Kurse, und die Zinsen sanken – zumindest kurzfristig. „Politische Effekte sind mit Blick auf die Zinsentwicklung meist von kurzer Dauer“, weiß Michael Neumann. Das sei auch in diesem Fall so gewesen. „Die Zinsen der zehnjährigen Bundesanleihen haben sich rasch wieder auf ihrem Niveau eingependelt, und es kam zu keiner nachhaltigen Veränderung.” Gleiches lasse sich auch über die Entwicklung der Baufinanzierungszinsen in den vergangenen Wochen sagen.
Anleihen
Anleihen sind eine Form der Schuldverschreibung. Sie werden von Unternehmen, Staaten oder anderen Organisationen ausgegeben, um Kapital zu beschaffen. Wer eine Anleihe kauft, leiht dem Emittenten, also dem Aussteller der Wertpapiere, Geld für einen festgelegten Zeitraum. Im Gegenzug erhält die Investorin oder der Investor regelmäßige Zinszahlungen. Am Ende der Laufzeit wird der Nennbetrag der Anleihe zurückgezahlt.
Anleihen gelten allgemein als weniger risikoreich als Aktien. Das Risiko hängt aber vom Emittenten ab. Staatsanleihen, insbesondere von stabilen Ländern, gelten als sehr sicher. Riskanter könnten Unternehmensanleihen sein. Das hängt oft von der Kreditwürdigkeit des Emittenten ab.
Zwar habe es kleinere Schwankungen von zehn bis 20 Basispunkten gegeben, doch diese seien laut Neumann normale Tagesbewegungen. Als Grund für die anhaltende Seitwärtsbewegung bei der Baufinanzierung sieht der Zinsexperte von Dr. Klein die Tatsache, dass der Markt die Senkung des Leitzinses in diesem Jahr bereits seit Monaten eingepreist hatte. „Der Zinsschritt im Juni seitens der EZB war erwartet worden, so Neumann über die Finanzierungen.
Die letzte Meile bei der Inflationsbekämpfung wird zäh
Das gelte auch für die Kommunikation der Zentralbanker, in der sie signalisieren, dass in den Folgemonaten nicht in jeder Sitzung ein Zinsschritt folgen wird. „Mit ihrer abwartenden Haltung unterstreicht die EZB das von den Marktteilnehmern vermutete Szenario von ein bis zwei weiteren kleinen Zinssenkungen im zweiten Halbjahr dieses Jahres.
Laut Eurostat, dem Statistikamt der Europäischen Union, lag die Inflation im Juni sowohl in Deutschlandals auch im EU-Währungsraum vorläufig bei 2,5 Prozent. Damit sank die Teuerungsrate im Vergleichzum Vormonat, blieb jedoch weiterhin deutlich über der angestrebten Zwei-Prozent-Marke. „Die letzteMeile bei der Inflationsbekämpfung wird zäh“, sagt Neumann und führt hierfür vor allem dieinflationsfördernden Lohnabschlüsse als Ursache an. „Insbesondere die Kerninflation hält sich nochhartnäckig oberhalb der zwei Prozent. Dies ist auch der Grund, warum die EZB derzeit noch mitgrößeren Zinssenkungen zögert und in ihrer Politik restriktiv bleibt.”
Experte rechnet mit einer Pause bei den Zinsen
Hinzukomme, dass sich die Entwicklung von Gewinnen, Löhnen und Produktivität – vor allem vor dem Hintergrund möglicher weiterer weltpolitischer Schocks – nur schwer vorhersagen lasse. Es werde also einige Zeit dauern, bis die Währungshüter genügend Daten gesammelt haben, um sicher sein zu können, dass die Risiken einer zu hohen Inflation vorbei seien.
Für die anstehende Sitzung der Europäischen Zentralbank am 18. Juli rechnet daher auch Neumann mit einer Zinspause. Er geht jedoch mit der Markterwartung konform, dass im dritten und vierten Quartal des Jahres je ein kleiner Zinsschritt nach unten folgen wird. Dieses Szenario sei aktuell in die Zinsen der Baufinanzierung eingepreist. „Die Seitwärtsbewegung, die wir hier seit einem halben Jahr sehen, setzt sich meines Erachtens in den kommenden Monaten in einem sehr engen Korridor fort, prognostiziert Neumann.
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Laut des Experten scheint sich der Markt für Baufinanzierungen nun langsam wieder zu erholen. Und das, nach einer sehr langen, steinigen Talfahrt. So habe die Nachfrage nach Wohneigentum in der ersten Jahreshälfte angezogen, die Zinsen zeigten sich stabil, ebenso die Immobilienpreise. „Die Bundesbankzahlen für das Neugeschäft lagen im ersten Quartal dieses Jahres über denen der fünf vorangegangenen Quartale, erklärt der Vorstandsvorsitzende von Dr. Klein.
Diese Entwicklung sei positiv, vollziehe sich jedoch langsam. „Während das Kaufsegment bereits 2023 wieder etwas angezogen hatte, erholt sich nun auch der Bau ein wenig. Allerdings auf weiterhin sehr niedrigem Niveau. Anschlussfinanzierungen werden jedoch nach wie vor sehr verhalten nachgefragt. Insgesamt bewertet Neumann die Erschwinglichkeit einer Immobilie heute deutlich besser als 2023.
Daher ist jetzt ein guter Moment für den Kauf
Die Einkommen seien auf breiter Front gestiegen. „Dazu kommen die im vorigen Jahr leicht gesunkenen Immobilienpreise und die im historischen Vergleich niedrigen Bauzinsen. All dies macht in der Summe den Kauf von Wohneigentum wieder leistbarer, erklärt der Fachmann. Vor diesem Hintergrund sei jetzt ein guter Zeitpunkt für den Kauf. Zudem sei davon auszugehen, dass die Immobilienpreise wieder steigen werden.
Dabei tun sich derzeit vermehrt Verhandlungsspielräume auf, vor allem bei älteren Immobilien mit schlechteren Energieeffizienzklassen. „Diese Möglichkeit sollten Kaufinteressenten nutzen. Ich empfehle, einen Experten hinzuzuziehen, der die anfallenden Modernisierungskosten verlässlich einschätzen kann. Am wichtigsten ist letztlich, die wirklich passende Immobilie für sich zu finden.
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