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Bundesbank-Chef Joachim Nagel: Die deutsche Wirtschaft erholt sich allmählich.
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Angesichts neuer Konjunktursorgen macht die Deutsche Bundesbank etwas Mut. Die deutsche Wirtschaft erhole sich allmählich, schreibt sie in ihrem neuen Monatsbericht.
Die Wirtschaftsleistung sei auch in zweiten Quartal gewachsen und werde im Jahresverlauf weiter zunehmen.
Dabei gibt es zwei gegenläufige Entwicklungen: Industrie und Bau seien weiterhin schwach. Dagegen ziehen der private Konsum und dabei vor allem Dienstleistungen an.
Die Konjunktur in Deutschland macht wieder Sorgen. Nach einem guten Start in das Jahr hagelte es zuletzt negative Nachrichten, vor allem aus der Industrie. Nachdem Ökonomen ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum angehoben hatten, gab es zuletzt sogar Warnungen vor einem Rückfall in eine Rezession. In dieser Lage macht die nüchterne Deutsche Bundesbank nun etwas Mut. „Die deutsche Wirtschaft erholt sich allmählich, titelt sie ihren neuen Monatsbericht Juli.
Im zweiten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) voraussichtlich gewachsen, wenn auch nur leicht, schreiben die Ökonomen. Auf der einen Seite bremsten die schwache Industrie und der Bau – auch aufgrund der hohen Zinsen. Auf der anderen Seite zieht der private Konsum an. Davon profitierten vor allem Dienstleistungen. Unterstützt werde der Konsum durch den stabilen Arbeitsmarkt und steigende Löhne bei gleichzeitig stabileren Preisen. Die Bundesbank rechnet damit, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten auf dem aktuellen Niveau von etwas mehr als zwei Prozent schwankt.
Bundesbank: Konjunktur dürfte sich festigen
Für den Jahresverlauf rechnet die Bundesbank damit, dass die Wirtschaft wächst, wenn auch etwas langsamer als in ihrer Prognose vom Juni angenommen. Die Bundesbank rechnet darin für das gesamte Jahr mit einem BIP-Wachstum um 0,3 Prozent. Sie liegt damit etwa im Mittel der Prognosen von Instituten und Banken. Alle Prognosen für die deutsche Wirtschaft findet ihr in diesem Artikel.
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Enttäuschend entwickle sich die Industrie: „Zwischenzeitliche Hoffnungen auf eine baldige Verbesserung der Industriekonjunktur erfuhren einen spürbaren Dämpfer“, schreibt die Bundesbank. Zuletzt sank die Industrieproduktion, und die Auftragslage wurde wieder schlechter. „Daher dürfte die Industrie die Konjunktur im zweiten Quartal gebremst haben”. Die hohen Zinsen drückten die inländische Nachfrage nach Industrieerzeugnissen und Bauleistungen. Die Bauproduktion sei im zweiten Quartal sogar gesunken.
„Im dritten Quartal dürfte sich die Konjunktur etwas festigen“, schreibt die Bundesbank. Dabei werde vor allem der private Konsum „etwas mehr Fahrt aufnehmen”. Rückenwind gäbe der Mix aus „kräftig steigenden Löhnen, einer nachlassenden Inflation und einem robusten Arbeitsmarkt“. Die Händler würden weniger pessimistisch. Dagegen dürfte die Nachfrageschwäche in der Industrie „noch nicht gänzlich überwunden” sein. Die Industriekonjunktur werde sich nur „zögerlich verbessern“. „Daher könnte das BIP-Wachstum aus heutiger Perspektive auch im dritten Quartal ein wenig hinter den Erwartungen aus der Deutschland-Prognose der Bundesbank vom Juni zurückbleiben.”
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Erste Lichtblicke sieht die Bundesbank in der Produktion der energieintensiven Industriebranchen. „Nachdem sie sich zu Jahresbeginn kräftig erhöht hatte, lag sie im Durchschnitt von April und Mai abermals etwas über dem Mittel des Vorquartals.“ Die Produktion der energieintensiven Industrie bleibe aber „erheblich unter den Ständen vor dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.”
Arbeitsmarkt: Beschäftigung steigt, aber auch die Arbeitslosigkeit
Am Arbeitsmarkt gibt es weiterhin ein gespaltenes Bild: „Die schwache Konjunktur führt in Kombination mit der starken Zuwanderung aktuell dazu, dass sowohl die Beschäftigung als auch die Arbeitslosigkeit in Deutschland leicht steigen. Im Verarbeitenden Gewerbe und am Bau nehme die Beschäftigung – auch einschließlich der Leiharbeit – zurück. Dagegen nehme die Beschäftigung in den Dienstleistungen zu. Dies gelte besonders für Gesundheits- und Pflegeberufe, Bildung sowie Energie- und Wasserversorgung und den Öffentlichen Dienst.
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