Zusammenfassung:Jorrit Lion (l.) gehört zum Gründerteam von Proxima Fusion, das den Gründerszene Award 2024 vom HTGF
Jorrit Lion (l.) gehört zum Gründerteam von Proxima Fusion, das den Gründerszene Award 2024 vom HTGF-Chef Alex von Frankenberg überreicht bekam.
Dominik Tryba
Mit den Gründerszene Awards 2024 *Impact Edition* haben wir herausragende Startups ausgezeichnet, die in ihren jeweiligen Kategorien sowohl durch Innovation und ein gutes Geschäftsmodell überzeugt haben, als auch durch Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Impact.
Fünf Kategorien gab es insgesamt: Climate-Tech, Consumer Goods & Commerce, Deep Tech & KI, Health Tech und Newcomer. Hier stellen wir euch unseren Gewinner in der Kategorie Deep Tech & KI vor: Proxima Fusion.
Es gibt Technologien, an denen MUSS man forschen. Auch wenn es noch Jahre dauert, bis wir die ersten Ergebnisse in den Händen halten. Eine dieser Technologien sind Fusionskraftwerke, die – sehr vereinfacht ausgedrückt – unendliche und CO2-neutrale Energie versprechen. Und wenn es nach dem Startup Proxima Fusion geht, dann könnten wir bereits Ende der 2030er den ersten Fusionsreaktor im Einsatz haben. In Deutschland. Und damit womöglich Jahrzehnte eher, als Experten zuvor prognostiziert hatten.
Bei Proxima Fusion handelt es sich um ein Spin-Out des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik. Das Gründerteam kommt neben der Max-Planck-Gesellschaft unter anderem vom MIT und Google.
Millionen und Milliarden für Proxima Fusion
Über eine Pre-Seed-Runde im Mai 2023 sammelte das Startup aus München erst sieben Millionen Euro ein und schloss wenig später eine Angel-Runde mit einer halben Million Euro ab. In der Seed-Runde im April 2024 kamen weitere 20 Millionen Euro hinzu. Zu den Investoren gehören unter anderem der High-Tech-Gründerfonds, der DeepTech & Climate Fonds, UVC Partners, Bayern Kapital und Redalpine. Zudem sind bekannte Business Angels dabei, unter anderem die Gründer von Flixbus und die Macher von Helsing.
Neben der Millionenfinanzierung baut Proxima Fusion auf mindestens 1,3 Milliarden Euro öffentlicher Investitionen auf. Diese flossen und fließen in ein Fusionsreaktor-Experiment, mit dem das Startup arbeitet, gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut.
Das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Münchner Startup nun mit weiteren gut 6,5 Millionen Euro. In Partnerschaft mit der Universität Bonn, dem Forschungszentrum Jülich und der Technischen Universität München (TUM) soll so die Entwicklung und Verbesserung von Stellarator-Kernkraftwerken mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) vorangebracht werden.
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Aber warum dauert das so lange und wieso braucht es dafür eine Milliardenforschung? Das liegt an der Komplexität und den extremen Bedingungen, die bei der Kernfusion bestehen. In der Sonne passiert sie ständig, dort verschmelzen Atome und geben Energie frei. Doch dabei herrschen auch ganz andere Bedingungen als auf der Erde, mit Temperaturen und Druckverhältnissen im Millionen- und Milliardenbereich. Das auf der Erde nachzubilden, ist entsprechend herausfordernd.
Zudem muss die Energie, die herauskommt, auch größer sein, als die, die reingesteckt wird. Dafür braucht es ein sogenanntes Plasma – ein extrem stark erhitztes Gasgemisch – das lange genug aufrechterhalten werden muss. Und: Wenn die Energie da ist, muss sie auch genutzt werden können. All das ist wissenschaftlich und technisch herausfordernd.
Die Ansätze dafür sind unterschiedlich. Proxima Fusion setzt auf Plasma, das mit Magneten eingeschlossen wird. Ganz konkret setzt das Startup auf einen sogenannten Stellarator-Reaktor. Der ist deutlich komplexer als andere Magnet-Maschinen dieser Art, aber auch kontrollierbarer. Einer davon steht in Deutschland, in Greifswald, und wird Wendelstein 7-X genannt.
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Nun gewann Proxima Fusion den Gründerszene Award. Überreicht wurde der von Alex von Frankenberg, dem Chef des HTGF. Der lobte unter anderem, dass das Startup bereits 2031 einen Prototyp bauen wolle, der mehr Energie liefere als er braucht. „Um dann saubere, verlässliche, grundlastfähige Energie zu liefern, die wir in Deutschland leider nicht mehr haben – mit all den Problemen“, so von Frankenberg. „Was mich persönlich begeistert, ihr habt die Chance einen absoluten Tech-Weltmarktführer hervorzubringen, aus Deutschland.”
In Empfang nahm den Preis der Proxima-Fusion-Gründer Jorrit Lion. Dieser Prototyp, so Lion bei der Preisverleihung, sei der erste Schritt zu einem Fusionsreaktor Ende der 30er Jahre in Europa. „Wir bauen auf einer Technologie auf, die wir hier in Deutschland entwickelt haben. Auch zusammen mit dem Institut, mit einer öffentlich-privaten-Kollaboration“, so Lion. „Wir sehen uns als Teil der Lösung, nicht als DIE Lösung. Das ist eine Ökosystem-Challenge, dazu gehören auch Supplier, es gibt große Hardware, die gefertigt werden muss. Und es braucht die Politik, den regulatorischen Rahmen, der sehr wichtig ist. Wir werden unseren Teil machen und so schnell es geht auf das Ziel pushen. Daher freue ich mich über den Preis und über die gemeinsame Challenge in den nächsten Jahren hier in Deutschland.”